Erfahrungen im Umgang mit den Spät- und Langzeitfolgen nach einer überlebten Sepsis

Allgemeine Informationen zu den Sepsis-Folgen

Was sind Folgeschäden nach einer Sepsis oder aber auch einer längeren intensivmedizinischen Therapie?

Die Folgeschäden können sehr vielfältig sein und zum Teil auch erst Jahre später in Erscheinung treten. Dabei kommt es nach einer überlebten Sepsis häufig zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität. Man unterscheidet:

1. Sichtbare körperliche Schäden:

Das sind Schäden die entweder äußerlich oder aber auch mit Hilfsmitteln sichtbar sind, z.B. Amputationen, Schädigungen innerer Organe etc.

2. Nicht sichtbare körperliche Schäden / kognitive Störungen:

Hierbei handelt es sich in erster Linie um Schädigungen des Gehirns und der Nervenbahnen. Diese sind nur sehr schwer oder gar nicht nachzuweisen, treten aber sehr häufig auf. Die häufigsten Symptome dabei sind:

  • verminderte Belastbarkeit / schnelle Erschöpfung (körperlich und/oder geistig) - Fatigue
  • verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Gedächtnisstörungen

Diese Probleme müssen anders behandelt werden als die im folgenden Punkt dargestellten psychischen Störungen. Es handelt sich hier um organische Schäden! Eine Fatigue infolge einer (auch im MRT nicht sichtbaren) Hirnschschädigung kann nicht mit Antidepressiva behandelt werden! Bei mir (und vielen anderen) hat man es versucht, es ist nur schlimmer geworden!

Ich weiß, das ist sehr schwierig auseinander zu halten. Aber es ist so wichtig. Hilfe findet man in der kognitiven Neurologie oder in der klinischen Neuropsychologie. Hier einige Adressen von Neuropsychologen  https://www.gnp.de/behandlerliste .

3. Psychische Störungen:

Insbesondere durch den schweren Verlauf der Krankheit und den damit verbundenen traumatischen Erlebnissen kommt es zu Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen, Albträumen, Angstzuständen, Schlafstörungen und anderen psychischen Problemen. Hilfe findet man in der Psychotherapie.

Mir hat bei der Aufarbeitung sehr geholfen, dass ich meine Geschichte aufgeschrieben habe (vielleicht veröffentliche ich sie irgendwann einmal). So habe ich einerseits Abstand gewonnen und andererseits die Geschehnisse aus der Zeit der Akutphase besser aufarbeiten und einordnen können.

4. Soziale Folgen:

Nach einer überlebten Sepsis kommt es häufig auch zu sozialen Folgen. Viele Betroffene können nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten und sind auf Sozialleistungen angewiesen. Aber auch im persönlichen Umfeld kommt es zu Problemen. Vielfach findet man kein Verständnis für die Probleme, nach dem Motto "irgendwann muss ja Deine Sepsis auch mal vorbei sein".

Es ist ein anderes, ein neues Leben, was uns da geschenkt wurde. Man muss lernen, damit umzugehen. In einer Partnerschaft müssen sich beide Partner darauf einstellen. Das ist verdammt schwierig, aber notwendig.